Pressemitteilung

 

"High - Tech" - Dampflokomotive 52 8055 keineswegs am Ende

Tübingen (bg.) Die Eisenbahnfreunde Zollernbahn e.V. (EFZ) aus Tübingen stellen klar, daß deren Projekt "High-Tech"-Dampflokomotive 52 8055 keineswegs am Ende ist, wie jüngst in einigen Fachpresse-Zeitschriften berichtet wurde, auch wenn sich die Fertigstellung der Lokomotive in einem immensen zeitlichen Verzug befindet.

Der schon "totgeglaubte" Nostalgie-Orient-Expreß des Reisebüros Mittelthurgau ist noch immer am Fahren, wenn auch mit verringertem Programm. Der teilweise in manchen Berichten als bereits vollzogen bezeichnete Verkauf des Nobelzuges ist zwar nach wie vor beabsichtigt, aber derzeit noch immer nicht unter "Dach und Fach". So werden zumindest noch im Jahr 2000 und ab/bis schweizerischen Bahnhöfen weiterhin öffentliche Fahrten wie auch Charterverkehr mit dem Orient-Expreß angeboten, teils mit Elektro- oder Diesellok und, nach wie vor, teils mit einer Dampflokomotive der Eisenbahnfreunde Zollernbahn bespannt. Wenn der Verkauf des legendären Zuges demnächst dennoch klappen sollte, so hat die 52 8055 damit durchaus ein für sie vorgesehenes Betätigungsfeld verloren, wird aber deswegen keineswegs "ohne Arbeit" sein.

Doch zurück zu den derzeit bestehenden Problemen mit der 52 8055: Bei den letzten Probefahrten am 27. und 28. Januar 2000 wurden zwar enorme Verbesserungen der zuvor gewaltigen Probleme mit der Leichtölfeuerung (Geräuschentwicklung und Vibrationen) festgestellt, aber leider konnten die Tests nicht beendet werden, da die Lok einen Schieberschaden erlitt (Festfressen des rechten Schiebers). Seitdem steht sie unvollendet im Werk der Sulzer Winpro AG in Winterthur (vormals Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik, SLM). Der Sulzer-Konzern beabsichtigt zwischenzeitlich sich von "Sulzer Winpro" durch Abwicklung oder Verkauf zu trennen. Jedenfalls ist das Projekt von Sulzer Winpro derzeit vorübergehend gestoppt worden, um sich gemeinsam mit den EFZ abzustimmen, wie das Projekt, das seinen finanziellen Rahmen längst bei weitem sprengte, doch noch zu Ende geführt werden kann. Dabei stehen mehrere Alternativen zur Diskussion, über die derzeit zwischen EFZ und Sulzer Winpro verhandelt wird:

  1. Komplette Fertigstellung bei Sulzer Winpro,

  2. Teil-Fertigstellung bei Sulzer Winpro unter Beteiligung von EFZ und Dritten (z.B. des Dampflokwerks Meiningen) und

  3. Behebung des Schieberschadens durch Sulzer Winpro und danach "unfertige" Auslieferung an EFZ unter Zuzahlung einer noch festzulegenden Entschädigungssumme, damit die komplette Fertigstellung "extern" erfolgen könnte.

Neben des erwähnten Schieberschadens gilt es derzeit mindestens noch folgende technische Probleme zu lösen, damit eine Abnahme in Deutschland erfolgen könnte:

  1. Vollendung der Ölfeuerungsanlage sowie deren Abnahme durch den TÜV bzw. durch einen Sachverständigen.

  2. Die Achslagerausschnittsverstärkungsplatten haben Risse und müssen durch eine Neukonstruktion ersetzt werden.

  3. Die zwecks Rollenlagerung der Achsen neukonstruierten Achswellen sind in Deutschland wegen des nicht erbrachten Sicherheitsnachweises in dieser Form nicht zulassungsfähig. Entweder muß eine zulassungsfähige Neukonstruktion erfolgen oder es muß auf bereits zugelassene Achswellen-Bauarten anderer Lokbaureihen zurückgegriffen werden. Das heißt aber in jedem Fall: Ersetzen der jetzigen Achswellen !

  4. Die Entgleisungssicherheit des Tenders muß in Form einer neuen Schwerpunkt-berechnung noch nachgewiesen werden. Evtl. muß der Öltank noch etwas tiefer gelegt werden.

  5. Die Wintertauglichkeit der Lokomotive – insbesondere des Tenders – muß noch hergestellt werden.

All die genannten technischen Probleme sind aber insgesamt lösbar. Den EFZ-lern erscheint daher eine Aufgabe des Projekts als absolut nicht geboten. Nach wie vor wird der Modernisierungsversuch für eine Groß-Dampflokomotive seitens der EFZ für eine gute Sache gehalten, – "man wird weiterhin in vollem Umfang zum Projekt stehen"! Und was die künftigen Einsatz-Möglichkeiten der 52 8055 betrifft, so ist man optimistisch, daß es diese zahlreich geben wird. Sollten einige "Eisenbahnfans" diese Lokomotive im planmäßigen Museumszugbetrieb später evtl. nicht mögen oder gar rundweg ablehnen, so gäbe es auch Möglichkeiten im Charterverkehr. Selbst an Güter- oder Bauzug-Einsätze wird gedacht, denn es ist noch nicht ausgeschlossen, daß sich der Betrieb der Lokomotive mit leichtem Heizöl als so kostengünstig erweist, daß der gegenüber einer Diesellokomotive erforderliche zweite Mann (= Heizer) sich hierdurch eventuell kompensieren könnte. Ein "Einmann-Betrieb", wie er seitens der Sulzer Winpro in manchen Presseberichten fälschlicherweise ins Spiel gebracht wurde, wird im jetzigen Status der Lokomotive jedoch nicht möglich sein.

Nach wie vor werden verzinsliche Anteilscheine � 1.000 DM für das Projekt ausgegeben. Interessenten erhalten entsprechende Unterlagen gegen Einsendung von Rückporto von den Eisenbahnfreunden Zollernbahn e.V., Postfach 11 27, 72001 Tübingen, Telefon (0 70 71) 7 67 44 bzw. Telefax (0 70 71) 7 67 49 oder E-Mail: info@efz-ev.de.

bg / 25.03.2000


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